Lechwehr

Aufwertung der Nördlichen Altstadt

Mehr Konsens als erwartet: Rund 30 Landsbergerinnen und Landsberger haben im Zielkonfliktworkshop Lösungsideen für die Aufwertung der Nördlichen Altstadt erarbeitet.

Am 18. und 19. November trafen Anwohnerinnen und Anwohner, Eigentümerinnen und Eigentümer, Gewerbetreibende und vom Stadtrat ausgewählte Interessensvertretungen im Rahmen des Zielkonfliktworkshops des Bürgerbeteiligungsprozesses „Entwicklungskonzept Aufwertung Nördliche Altstadt“ aufeinander. Dadurch konnten möglichst vielfältige Belange bis auf das Fehlen der Gastronomie aus der Nördlichen Altstadt in den Zielekonflikteworkshop in die Diskussion eingebracht werden. Die Gruppe von knapp 30 Personen sollte gemeinsam Lösungsansätze für die Leitfrage „Was muss für eine lebenswerte Altstadt umgesetzt werden?“ entwickeln. Die Frage der Belebung des Hinteren und Vorderen Angers beschäftigt die Stadt seit vielen Jahren, führte allerdings - nicht zuletzt aufgrund der großen Interessensunterschiede - bislang zu keinem Ergebnis. Doch bei allen Unterschieden: Alle Anwesenden waren sich darin einig, dass dringend etwas geschehen muss, diese Überzeugung sorgte letztlich für ausreichend Motivation, um sich auf den intensiven eineinhalbtägigen Workshop einzulassen.

Zum Auftakt gab es am Freitag Input von Dr. Daniel Broschart zum aktuellen Stand des Verkehrsentwicklungsplans und von Martin Birgel von Dragomir Stadtplanung zu den bisher gesammelten Anliegen, Ideen, Wünsche und Sorgen aus dem bisherigen Beteiligungsprozess seit dem Frühjahr 2022. Im Rahmen einer Online-Beteiligung, dem Gelben Stand im Sommer und Stadtspaziergängen mit den Anwohnerinnen und Anwohnern, Eigentümerinnen und Eigentümern und Gewerbetreibenden liegen viele Sorgen aber auch kreative Lösungsideen aus der Bevölkerung bereits auf dem Tisch (Im Detail nachzulesen unter: www.altstadt-landsberg.de).
Fokus des Zielkonfliktworkshops war es, mit einer kleineren Gruppe konzentriert zu arbeiten und zu versuchen erste Planungsideen zu erarbeiten, die für den weiteren Prozess als Diskussionsgrundlage dienen können. Ganz bewusst wurde bei diesem Bürgerbeteiligungs-Baustein die Politik außen vorgelassen.

Dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Emotionen zum Thema Entwicklung Nördliche Altstadt im Gepäck hatten, wurde bereits am Freitag in der Vorstellungsrunde deutlich. Skepsis aus Erfahrungen mit früheren Beteiligungen stand im Raum. Allerdings auch sehr viel Motivation und Gestaltungswille, der so überwog, dass er die Gruppe durch die anderthalb Workshop-Tage getragen hat. Hochkonzentriert und diszipliniert hörte man sich am Samstagvormittag zunächst ausschließlich zu und entwickelte auf diese Weise ein vertieftes Verständnis für die jeweiligen Belange und teilweise existenziellen Nöte der Anderen. Dabei sorgten die Moderatorinnen von agorakomm, Solveig Grundler und Gabriele Übler, konsequent dafür, dass jeweils nur eine Person sprach und alle Wortbeiträge visualisiert wurden. Im Anschluss wurden fünf Arbeitsgruppen gebildet, die jeweils aus Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Interessen zusammengesetzt waren. Auf Basis des am Vormittag Gehörten und im direkten Dialog sollten nun Lösungsansätze zu Papier gebracht werden.

Auf diese Weise entstanden fünf Lösungsskizzen mit Botschaften, die den Kern des Ansatzes verdeutlichen sollten. Bei der Präsentation dieser Skizzen wurde sichtbar, dass sich aufgrund von inhaltlichen Überschneidungen der fünf Gruppen im Wesentlichen drei Varianten herauskristallisierten, die vor allem die unterschiedlich gelenkten Verkehrsflüsse betreffen. Für die meisten überraschend: Der große Konsens bei den Themen starke Verkehrsberuhigung im Vorderen und Hinteren Anger, geregelter Fahrradverkehr mit Fahrradabstellmöglichkeiten, Aufwertung der Bereiche mit mehr Grün, Schaffung von Aufenthaltsqualität (Innenstadt-Möblierung) und vor allem die Müllentsorgung in der Altstadt.

„Mit diesen „Leitplanken“ können wir nun wunderbar weiterarbeiten und erste Planungsvarianten erstellen“, resümierte Martin Birgel den Prozess. „Die vielen, vielen Lösungsansätze sind teilweise gut kombinierbar und wir werden diese den Planungs-Varianten zuordnen. Spannend auch der Ansatz aus den Gruppen mit Übergangslösungen zu arbeiten: also erstmal vorsichtig anfangen, mit zeitlichen sehr beschränkten Fußgänger-Zonen zum Beispiel, Erfahrungen sammeln und sich dann weiter vorantasten.“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren selbst überrascht, wie konstruktiv und engagiert sie trotz teilweise sehr konträrer Ansichten gearbeitet haben und äußerten am Schluss einstimmig den Wunsch, in dieser Gruppe im Rahmen des Beteiligungsprozesses weiter eingebunden zu werden. Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl freut sich über die positiven Rückmeldungen. „Es ist das erste Mal, dass wir dieses besondere Format im Rahmen einer Bürgerbeteiligung anbieten. Umso schöner, wenn der Wunsch besteht hier weiterzuarbeiten. Wie das genau aussehen kann, dazu besprechen wir uns im Detail mit AgoraKomm und Dragomir Stadtplanung.“
Darüber hinaus wird es im Rahmen der Charette (öffentliches Planungsbüro) einen vertieften Thementag für die Belange der Gastronomie geben.
Die Ergebnisse aus dem gesamten bisherigen Beteiligungsprozess werden in der nächsten Stadtratssitzung am Mittwoch, 7. Dezember um ca 19:00 Uhr durch AgoraKomm und Dragomir persönlich vorgestellt.