Lechwehr

„Kunst hält Wache“ 75 Jahre Frieden im eigenen Land

Pressemitteilung vom Projekt "Kunst hält Wache"

Die Kunstaktion „Kunst hält Wache – 75 Jahre Frieden im eigenen Land“ startet nach der Corona-bedingten Verzögerung nun am 18. Juni.  75 Jahre Kriegsende nehmen mehr als 30 regionale und überregionale Künstler zum Anlass sich in den unterschiedlichsten Formen der bildenden Kunst mit dem Thema Krieg und Frieden auseinanderzusetzen: Objektkunst, Malerei, Video, Installation und Aktionskunst. Es beteiligen sich außerdem Journalisten, Historiker, Wissenschaftler, Filmemacher, Musiker und Stiftungen. Veranstaltungsort ist die „Alte Wache“ im Frauenwald in Landsberg am Lech sowie das angrenzende Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik der Nazis, die nie in Betrieb ging und die letzten 75 Jahre ohne Funktion überdauerte. Ursprünglich sollte die Ausstellung Ende April öffnen. Doch aufgrund der Corona-Krise musste dies verschoben werden. Für den jetzigen Starttermin sollten Besucher die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen beachten. Auch das umfangreiche Rahmenprogramm in der Alten Wache sowie die Führungen durch den Frauenwald finden unter Vorbehalt statt – online oder analog. Infos dazu unter: www.kunst-haelt-wache.de .


An dem Kunstprojekt beteiligen sich unter anderem Bernd Zimmer, einer der prominentesten Vertreter der Neuen, Wilden Malerei (Pollinger Totentanz, Rückkehr der Barbarei), die Künstlerin Nana Dix (Enkelin von Otto Dix),  der politische Aktionskünstler Wolfram P. Kastner, der renommierte und mehrfach ausgezeichnete Karikaturist Dieter Olaf Klama, die Objektkünstlerin Cornelia Rapp (transmitting light) und die Aktionskünstler Günter Wangerin und Simon Weckert (google hack). Auch werden Arbeiten des 2006 verstorbenen Otto Dressler (Verfremder) sowie des 2010 verstorbenen Bildhauers Andreas Bindl präsentiert. Zudem wird der Liedermacher und bedingungslose Pazifist Konstantin Wecker mit einer Arbeit vertreten sein. Er reiste 2003 zusammen mit einer German peace delegation nach Bagdad, um dort kurz vor den erwarteten Bombardements ein Konzert zu geben. Gemeinsam mit den Künstlern Harry Sternberg, Janos Fischer und Franz Hartmann wird seine Reise dem Besucher in Form einer Installation zugängig gemacht.


"Durch „Kunst hält Wache“ soll ein breites, generationenübergreifendes Publikum zehn Tage lang die Möglichkeit bekommen, sich mit dem Thema Krieg und Frieden auseinanderzusetzen. Und dies an einem besonderen Ort unserer Stadt, der durch seine Geschichte, aber auch seine Anlage mit vielen verschiedenen Räumen für ein solches Projekt geradezu prädestiniert ist", erläutert der Issinger Künstler Franz Hartmann, der künstlerischer Leiter des Projekts ist. Parallel zu der Ausstellung wird es Lesungen, Vorträge, Performances, Filmvorführungen und Gesprächsrunden geben. Außerdem haben Schüler und Jugendliche das Thema künstlerisch verarbeitet. Ihre Ergebnisse sind ebenfalls in der „Alten Wache“ zu sehen. 750 weiße Fahnen, die von jungen Menschen gestaltet wurden und in ganz Landsberg hängen, erinnern ferner an Krieg und Frieden und weisen auf das Kunstprojekt hin.  


Vor 75 Jahren lag Europa und damit auch Deutschland in Trümmern. Heute sind Frieden, Freiheit und Wohlstand in unserem Land scheinbar etwas ganz Selbstverständliches geworden. Und dennoch wirft das Thema Frieden viele Fragen auf. Eine friedvolle Welt gab es die letzten 75 Jahre nicht für alle Menschen. Wie gefährdet ist der Friede in unserem Land auch durch aktuelle Entwicklungen? Wie gehen wir mit unserer Geschichte nach 75 Jahren um, was wird wie zukünftig erinnert?


Die „Alte Wache“ im Frauenwald ist die ehemalige Eingangspforte einer geplanten Munitionsfabrik im „Dritten Reich“. Sie ist noch im Originalzustand erhalten. Auf dem Gelände sollte Nitrozellulose produziert werden. Der Betrieb wurde aber nie aufgenommen. Die Landsberger Anlage steht als einzige materiell erhaltene Anlage exemplarisch für eine Vielzahl von Fabriken, die im ganzen Deutschen Reich verteilt existierten. Sie ist in ihrer Art einmaliges Zeugnis für den hohen Stellenwert der Rüstung im NS-Staat und für die hochprofessionelle und perfektionistische Ausführung militärischer Anlagen dieser Zeit.

Das Projekt „Kunst hält Wache“ wurde vom Verein Kunst hält Wache e.V. zusammen mit dem Kulturbüro der Stadt Landsberg am Lech geplant und umgesetzt. Der künstlerische Leiter Franz Hartmann wird ebenfalls mit eigenen Arbeiten bei der Ausstellung vertreten sein. Franz Hartmann ist unter anderem überregional bekannt geworden mit seinem 2001 verwirklichten Projekt Gewissensruhe, „Ehrenfriedhof für Bundestagsabgeordnete nach dem Supergau“ mit 738 Betonkreuzen an der Castortransportstrecke im Wendland, zwischen Danneberg und dem Atommülllager Gorleben.


"Kunst hält Wache" - 75 Jahre Frieden im eigenen Land vom 18. bis 28. Juni 2020, Donnerstag bis Sonntag von 10 – 22 Uhr, für Schulklassen auch nach Anmeldung außerhalb der Öffnungszeiten.

Im Internet:
www.kunst-haelt-wache.de  sowie auf facebook und instagram

#kunsthältwache   #75JahreFrieden