Lechwehr

Rocaillen-Träger stehen fest

Rocaillen-Träger stehen fest – Ehrungsabend im September

Für Kunst- und Kulturschaffende oder Förderer von Kunst und Kultur bzw. des künstlerischen und kulturellen Lebens, die sich in der Stadt Landsberg am Lech verdient gemacht haben stiftet die Stadt Landsberg am Lech die Dominikus-Zimmermann-Rocaille. Auch in diesem Jahr wird sie an Personen und Vereine verliehen, die sich in besonderem Maße in das Landsberger Kulturleben eingebracht haben. Die Rocaillen werden im Rahmen eines Ehrungsabends am Freitag, 15. September 2023 im Stadttheater verliehen.

In nichtöffentlicher Sitzung beschloss der Stadtrat, folgende Ehrungen vorzunehmen:

Mit der Dominikus-Zimmermann-Rocaille in Silber werden Silvia Elvers und die landsberger bühne e.V., ausgezeichnet.

Silvia Elvers
entdeckte schon als Jugendliche ihre Liebe zum gemeinsamen Singen und zur Chorleitung. Sie studierte Kirchenmusik in Freiburg und Lübeck (A-Prüfung) und Chordirigieren im Aufbaustudium in Frankfurt am Main bei Prof. Wolfgang Schäfer. Ihre erste hauptamtliche Stelle übernahm sie als Elternzeitvertretung des Bezirkskantors in Sigmaringen, daran schloss sich eine Tätigkeit als Kantorin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendchor in Waldshut-Tiengen an. Parallel zu ihrer Arbeit in der Kirchengemeinde war sie diözesan- und landesweit als Dozentin für Kinderchorleitung tätig.
2007 machte sie sich als Chorleiterin und Musikpädagogin selbständig. Neben einer Dozententätigkeit an der Pädagogischen Hochschule in Weingarten gründete sie den Kinder- und Jugendchor DoReMi der Evang.-luth. Pauluskirche Kaufering, der innerhalb kurzer Zeit auf über 100 Kinder angewachsen ist und über die regionalen Grenzen hinaus bekannt ist. Ein großer Erfolg war 2021: „Wer wir sind – Eine Schöpfungsmusik“, mit mehr als 50 Kindern und Jugendlichen aus Landsberg und Kaufering. Seit 2008 leitet Silvia Elvers den Kammerchor Landsberg e.V. Neben ihrer reichen pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist sie glücklich, mit „ihrem“ Kammerchor anspruchsvolle Literatur erarbeiten zu können. Höhepunkte der Zusammenarbeit waren z.B. die Aufführung des Requiems von Maurice Duruflé, das A-capella-Konzert „Tristis“ und im Frühjahr 2016 die Johannespassion von Johann Sebastian Bach. Gemeinsam mit dem Gitarristen Christian Gruber entstand 2020 das Projekt „Orgel trifft Gitarre“, da sich eher zufällig aus einer Online-Gottesdienst-Übertragung entwickelte. Zur Überraschung beider wurde diese Begegnung zu einer wahren Entdeckung. Gitarrentöne, die sich sphärisch glitzernd über den tragenden, vielfarbigen Klang der Orgel legten, erweckten den Wunsch nach einer gemeinsamen Zusammenarbeit. Und so gingen die beiden Musiker auf Entdeckungsreise…

Die landsberger bühne e.V.
Der Verein wurde als Laienspielbühne der vhs Landsberg im Jahr 1963 gegründet. Gründungmitglieder waren Josef Pschorr, Konrad Gerum, Hansjörg Falkner, Konrad Vivell und Oscar Hocke. Sie waren alle vier bis fünf Jahre aktiv am Ruethenfestspiel beteiligt, und Peps Pschorr arbeitete darüber hinaus am Theater in Ingolstadt. Die Laienspielbühne bestand damals wie heute aus etwa 60 Mitgliedern vor, auf und hinter der Bühne, die sich mit Geld, Zeit und Arbeitskraft engagierten. Die Mitgliederschar ist bunt gemischt, das älteste Mitglied ist über 90 Jahre alt, die jüngsten 18 bis 20 Jahre, alle Berufe sind vertreten. Die Auswahl der Stücke hängt von den zur Verfügung stehenden Darstellern ab. Anfangs unterhielten und begeisterten die Schauspieler ihr Publikum mit Komödien, Lustspielen und Schwänken. Inzwischen jedoch ist der künstlerische Anspruch der Laienspieltruppe auch über literarische Klassiker hinausgewachsen. Im Oktober 1995 wurde das sanierte Landsberger Stadttheater wiedereröffnet – und zum regelmäßigen Spielort für die Laienspielbühne. 1997 erhielt die Laienspielbühne der VHS Landsberg einen neuen Namen und Vereinsstatus als landsberger bühne e.V. Die rund 60 Mitglieder wählen einen Vorstand, zusätzlich stehen Mitglieder als Spielleiter, Bühnenbildner, Masken- und Kostümbilder, Techniker und natürlich als Schauspieler auf und hinter der Bühne. Mindestens einmal pro Jahr (im Januar) - oft auch zusätzlich im Sommer als Freilicht oder anlässlich des Ruethenfests – finden Aufführungen aus dem gesamten Spektrum der Theaterliteratur statt, die Bandbreite reicht von Klassikern (Antigone, Besuch der alten Dame) über Boulevard und Schwank (Arsen und Spitzenhäubchen, Pension Schöller) bis hin zu zeitgenössischen Stücken (Benefiz, 4 Minuten 12 Sekunden). Ihr 50. Jubiläum feierte die Bühne 2014 – unterstützt von Mitgliedern aus Landsberger Chören und einer professionellen Jazzband -  mit einer fulminanten Aufführung des Singspiels „Zum Weißen Rössl“. Charakteristisch für die Aufführungen der „labü“ ist das für eine Laienbühne hohe Niveau und die Zusammenarbeit mit Profis – so zeichneten Künstler wie Hans Dietrich, Erwin Kloker oder Martin Paulus für Bühnenbilder verantwortlich, Regisseure wie Konstantin Moreth übernahmen schon die Spielleitung. Dass die Landsberger „ihre“ Bühne schätzen und lieben, beweisen die Verkaufszahlen: nahezu jede der jährlich 6 – 8 Vorstellungen ist ausverkauft. Erfolgreiche Inszenierungen der letzten Jahre waren: „Pension Schöller“ (2020), „Im Sommer wohnt er unten“ (Freilicht, 2021) und zuletzt der Ludwig Thoma Klassiker „Erster Klasse“.

Mit der Dominikus-Zimmermann-Rocaille in Gold wird Matthias Utz geehrt.

Matthias Utz
Matthias Utz, geboren 1976, erhielt seine erste musikalische Ausbildung am musischen Gymnasium seiner Geburtsstadt Amberg/Oberpfalz. Dort lernte er Klavier, Orgel, Oboe und Gesang. Nach dem Abitur wurde er Mitglied der Bayerischen Singakademie und erhielt ersten Gesangsunterricht bei Hartmut Elbert, München. 1997 begann er sein Studium an der Hochschule für Musik und Theater München. Zunächst studierte er Schulmusik (Chorleitung bei Prof. Gerd Guglhör, Prof. Max Frey), Abschluss mit dem ersten Staatsexamen 2002, erweiterte diesen Studiengang jedoch 1999 um den künstlerischen Studiengang Berufschorgesang bei Prof. Sylvia Greenberg. Im Sommer 2004 legte er sein Diplom als Sänger ab und studierte im Anschluss in der Fortbildungsklasse weiter. Im Frühjahr 2006 schloss er die Ausbildung zum Gymnasiallehrer (Musik) mit dem zweiten Staatsexamen ab. Er besuchte Meisterkurse bei Prof. Manfred Ball (Sprachgestaltung), bei Frieder Bernius, Markus Poschner und Georg Grün (Dirigieren). Entscheidende Impulse erhielt er von Morten Schuldt-Jensen. Als Dirigent betreute er u.a den Chor des italienischen Kulturinstituts München. Seit Frühsommer 2007 leitet er das renommierte Vocalensemble Landsberg mit dem er bereits internationale Preise errang. Der von 1989 von Karl Zepnik gegründete Chor konnte mit ihm als neuen Leiter an große Erfolge (u.a. zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben) anknüpfen wie z. B. beim Chorwettbewerb im österreichischen Spittal im Juli 2009, wo die Landsberger als bester europäischer Chor abschnitten. 2012 erreichte der Chor einen zweiten und dritten Preis im internationalen Wettbewerb in Breslau. Inzwischen sind zahlreiche junge Sängerinnen und Sänger hinzugekommen und unter Chorleiter Matthias Utz hat sich eine neue, harmonische Gemeinschaft gebildet. Auch beim Publikum kommen die zu Themen zusammengefassten Chorkonzerte gut an. So hat sich das Vocalensemble neben den großen geistlichen Chorwerken, ein facettenreiches weltliches Repertoire erarbeitet. 2017 nahm das Vocalensemble wieder erfolgreich an einem internationalen Wettbewerb teil - wie z.B. auf Malta und ist regelmäßiger Teilnehmer beim Bayerischen Chorwettbewerb, wo das Vocalensemble im November 2022 „mit gutem Erfolg“ abschnitt. Ein großer Erfolg sind ebenfalls die regelmäßigen Sankta Lucia Konzerte in der Vorweihnachtszeit und die gemeinsamen Projekte mit anderen Ensembles.