Lechwehr

Von Landsberg geht’s in die Carnegie Hall nach New York

Er füllt Konzertsäle rund um den Globus, als nächstes stehen Budapest und die Carnegie Hall in New York auf seinem dichtgedrängten Terminkalender. Und dennoch: Das ungleich kleinere Landsberg am Lech liegt dem international gefeierten Pianisten Guy Mintus besonders am Herzen. Die Stadt, in der vor 75 Jahren der damalige Shooting-Star Leonard Bernstein ein Konzert für 5.000 Überlebende des Holocaust im DP-Lager Landsberg gab, ist ihm sogar ein Aufenthalt von fast einer Woche wert.

Vom 11. bis 13. Mai lädt Guy Mintus zu einem Workshop in die städtische Sing- und Musikschule ein. Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeden Alters können selbst spielen und singen und unmittelbar erfahren, wie Musik tief in das Innere vorzudringen vermag. Behandelt werden Rhythmus, melodische Entwicklung, Harmoniestruktur, aber auch folkloristische Elemente, zum Beispiel aus dem Mittleren Oste, Europa und Indien.

Am 13. Mai wird Mintus, Nachfahre irakischer, marokkanischer und polnischer Juden, abends im Foyer des Stadttheaters zusammen mit dem Trio Nautico vom Ammersee sowie der Landsberger 12th Jazz Street Connection konzertieren. „Eine höchst seltene Gelegenheit“, erklärt Karla Schönebeck vom Förderverein Liberation Concert, „mit dem mehrfach international preisgekrönten Musiker unkompliziert ins Gespräch zu kommen.“ Das Motto: Music and Talk.

Der musikalische Höhepunkt der Festwoche „Liberation Concert 2023, Here we are, Landsberg!“, findet einen Tag später, am 14. Mai, statt. Im Stadttheater stehen zwei Konzerte in Erinnerung an das historische Ereignis vor 75 Jahren auf dem Programm. Den Auftakt machen die neunjährigen Zwillinge Franziska und Melanie Überreiter mit einer Hommage an Leonard Bernstein. Vierhändig spielen sie ein Medley aus dessen berühmter West Side Story. Der Landsberger Jugendchor unter Leitung von Marianne Lösch ist ebenfalls vertreten sowie die ukrainische Sängerin Alla Deminska. Sie lebt zurzeit in einer Flüchtlingsunterkunft in der Nähe von Landsberg. Nachdem Guy Mintus ein Youtube-Video von ihr gesehen hatte, begeisterte er sich spontan für die Idee, mit ihr zusammen in Landsberg aufzutreten. „Das ist großartig, ganz im Sinne von Leonard Bernstein, der ukrainisch-jüdische Wurzeln hatte und der in Landsberg vor 75 Jahren ein besonderes Zeichen setzen wollte, als er mit jüdischen DP-Musikern auftrat,“ meinte Guy Mintus. Er selbst hält eine weitere Überraschung bereit, will sie aber noch nicht verraten. Nur so viel: es gehe um Leonard Bernstein, natürlich.

Der Abschluss des Konzertes wird wiederum die Rhapsody in Blue sein. Sie hatte bereits im vergangenen Jahr mit dem Jugendkammerorchester unter Leitung von Birgit Abe für tosenden Beifall gesorgt. „Landsberg ist für mich außergewöhnlich“, teilte er der Leiterin der städtischen Musikschule Birgit Abe mit. In Landsberg, so Mintus, träfe man Menschen, die ein besonderes Gespür für Geschichte und Musik hätten. Zu denjenigen, die er beispielsweise aus Amerika kennt und die er im Mai wieder treffen wird, gehört Sonia P. Beker. Die Tochter der DP-Musiker Max Beker und Fania Durmashkin wird für das Landsberger Konzert eigens an den Lech reisen. Sie hat zudem die Schirmherrschaft für das Jubiläumskonzert übernommen: „Ich kenne ihn seit einigen Jahren, zuletzt habe ich Guy in Florida erlebt, seine künstlerische Entwicklung ist atemberaubend.“

Anmeldungen:

Musikworkshop: 08191/128-116 oder per E-Mail: musikschule@landsberg.de

Music and Talk, 13. Mai 2023 Stadttheater, 20 Uhr: Kartenvorverkauf Stadttheater Landsberg: 08191/128-333, Kartenverkauf@landsberg.de und Reisebüro Vivell: 08191/91 74 12, ticketservice@vivell.net

Jubiläumskonzert 75 Jahre Leonard Bernstein und das DP-Orchester/75 Jahre Israel, 14. Mai 2023, Stadttheater, 13 und 19 Uhr: Kartenvorverkauf Stadttheater Landsberg: 08191/128-333, Kartenverkauf@landsberg.de und Reisebüro Vivell: 08191/91 74 12, ticketservice@vivell.net