Schätze des Barock und Rokoko

Tauchen Sie ein in die prachtvolle Welt des Barock und Rokoko. Die Stadtpfarrkirche, die Heilig-Kreuz-Kirche und die Johanniskirche in Landsberg am Lech entfalten vor Ort ihre ganze Strahlkraft: beeindruckende Architektur, kunstvolle Details und eine Atmosphäre, die zum Innehalten einlädt.

Die erstmals 1179 erwähnte Kirche erhielt  1458 bis 1488 den bestehenden spätgotischen Neubau nach Plänen des Ulmer Münsterbaumeisters Matthäus von Ensingen.  (Weitere Baumeister waren Valentin Kindlin und Veit Maurer). Anders als in den meisten zeitgleichen Kirchen im Herzogtum Bayern folgt die Kirche nicht dem Aufriss einer Hallenkirche, sondern einer dreischiffigen Pfeilerbaslika mit einem hohen Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen. Dies stellt eine eher schwäbische Baugewohnheit dar und sollte wohl politische Unabhängigkeit demonstrieren. Baumaterial waren Ziegel.  Der Außenbau mit den Portalen zeigt noch hauptsächlich ein spätgotisches Bild.

Die mächtige, breit gelagerte gotische Kirche wurde ab 1678 barockisiert. Dabei erhielt sie eine prächtige Ausstattung wie die  Altäre, die  Kanzel, den  Orgelprospekt und eine Vielzahl an Skulpturen (meist  von Lorenz und Johann Luidl).  1699 wurde der barocke Turmaufsatz mit Zwiebelhaube errichtet. 1702 folgte noch das Stichkappengewölbe mit dem äußerst  qualitätsvollen „Wessobrunner Stuck“  von Matthias Stiller aus dichten Akanthusranken,  Blattstäben, Blüten- und Fruchtgehängen und kleinen Freskomedaillons.  Bis um 1770 erfolgten immer wieder Kapellen- und Altarumgestaltungen im Spätbarock und Rokoko.

Hauptwerke der Ausstattung

Neben einer Vielzahl von Seitenaltären, Heiligenfiguren, Gemälden und dem neugotischen Glasfensterzyklus (1882-1912, Mayr´sche Hofkunstanstalten, München) in den Seitenkapellen sind Hauptwerke  der Ausstattung: 

Hochaltar (1680) von Jörg Pfeiffer mit  Skulpturen von Lorenz Luidl und dem  Altargemälde der  Verehrung Mariens durch die vier Erdteile von Antonio Triva.

Hervorragende  spätgotische  Glasgemälde in fünf Fenstern  im  Chor (zw. 1490 und 1510), darunter ein Passionsfenster links vom Hochaltar von  Hans Holbein d. Ä. aus Augsburg und das farblich besonders feine Christophorusfenster.

Statue einer Maria mit Kind von Hans Multscher um 1430/40 (sog. Multschermadonna) in einem Stuckmarmoraltar von Dominikus Zimmermann (an der Chornordwand ).

Palmesel (1671) von Lorenz Luidl.

2007 bis 2010 wurde die Kirche aufwändig  statisch saniert und gründlich renoviert und ist seit April 2010 wieder für Besucher zugänglich.

Weithin sichtbar grüßt die Heilig-Kreuz-Kirche mit zwei Rokoko-Haubentürmen. 1752-1754 von dem Jesuiten Ignatius Merani erbaut, gehörte sie zum damaligen Kolleg der dort ansässigen Jesuiten. Die Renaissance-Vorgängerkirche wurde wegen Baufälligkeit abgebrochen. Einige Altarbilder aus dieser Kirche sind gegenüber im Neuen Stadtmuseum zu besichtigen.

Durch die Tuffsteinquader wirkt die Fassade alt und ehrwürdig.Das Innere stellt sich als weite, reich dekorierte Wandpfeilerkirche ohne Emporen dar. Das Deckengewölbe hat Christoph Thomas Scheffler überreich mit Fresken ausgestattet. Diese gehören zu den Fresken mit der größten Spannweite in ganz Bayern. Der Hauptaltar ist als theatrum sacrum erstellt, d.h. durch Versenken des Altarblattes wird die Bühne freigegeben. Je nach Kirchenjahresablauf kann dieser Bereich verändert werden, wie z.B. am Karfreitag in eine Grablegung. Blattvergoldet und mit Plastiken aus der Weilheimer Bildhauerwerkstatt von Franz-Xaver-Schmädl präsentiert sich der Altar als Prunkstück der Kirche.

Über dem Hauptaltar beginnt die Freskierung von Christoph Thomas Scheffler. In der Mitte der Kuppel schwebt das heilige Kreuz, umgeben von einem Glorienschein aus Engelsköpfen. Zu sehen sind Kaiser Konstantin und Marxentius in der Schlacht auf der Milvischen Brücke zu Rom. Eine Besonderheit weißt das Deckenkreuz auf: Ober man sich links oder rechts, davor oder dahinter befindet, es zeigt immer senkrecht auf den Betrachtenden. Das nächste Fresko zeigt die Kreuzesauffindung durch Kaiserin Helena. Hier auch ein Selbstbildnis des Künstlers Christoph Thomas Schäffler als Schwerkranker, der noch vor Vollendung verstarb.

Eine Simnacher Orgel ziert die Empore, deren äußere Pfeifen sich bei näherem Hinsehen als Holzattrappe erweisen. Die Seitenaltäre sind Maria, dem Hl. Josef, den vier Jesuiten-Heiligen Stanislaus, Franz-Xavier, Aloisius und dem Ordensbegründer Ignatius von Loyola gewidmet.

Die einstige Friedhofskirche stammt aus dem mittleren 18. Jahrhundert. Sie fügt sich in die Häuserzeile im Vorderen Anger und hebt sich lediglich durch ihr Zeltdach und die pilastergegliederte Fassade heraus. Der erste Bau wurde 1505 gestiftet; zwischen 1742 und 1752 ersetzte man ihn durch einen Neubau nach Plänen von Dominikus Zimmermann. Über dem Grundriß eines einfachen Rechtecks entwickelte der Baumeister hier einen der Wieskirche ähnlichen, tektonisch jedoch prägnanteren Ovalraum mit säulengetragener Ovalkuppel.

In dem über einem Dreiviertelkreis ausgebildeten Altarhaus erscheint der zierliche Hochaltar in seitlich einfallendem Bühnenlicht wie in einem Guckkasten. Der Aufbau enthält in einem phantasievollen, in lichten Pastelltönen gefaßten und nur mit wenigen Architekturversatzstücken durchzogenen Rocailleaufbau die Szene der Taufe Christi vor gemaltem Landschaftshintergrun; das Jordanwasser rinnt auch - plastisch in Stuck geformt - durch das Rocaillegehäuse, das wie die vergrößerte Figuration eines aus Porzellan geschaffenen Tafelaufsatzes wirkt. Der Entwurf zählt zu den herausragenden Leistungen Zimmermanns, die Ausführung übernahm dessen Mitarbeiter und Schüler Nikolaus Schütz. Die Figuren und auch die Bildwerke der beiden Seitenaltäre schuf Johann Luidl. Die leider stark überarbeiteten Deckenmalerein in Schiff und Chor stammen vom Landsberger Carl Joseph Thalhaimer.