Giebel am Historischen Rathaus

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Geschichte des Stadtarchivs Landsberg am Lech

Mit dem Einzug der Schriftlichkeit in der Verwaltung im 13. Jahrhundert verwahrten Bürgermeister und Rat die Urkunden der Stadt Landsberg im Rathaus. Noch in den 1960er Jahren befanden sich die wertvollen Landsberger Pergamenturkunden in schweren hölzernen Truhen wohlgesichert in Seitenkammern des Historischen Rathauses am Hauptplatz. Dies berichtete der spätere Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, Prof. Dr. Walter Jaroschka. Im Magistratsgebäude am Hauptplatz (heute Komplex Sparkasse) befand sich die Registratur des Magistrats. Ab den 1920er Jahren wurde das erste eigenständige Stadtarchiv im Herzogstadel am Roßmarkt (alte Infanteriekaserne, 1969 abgebrannt und abgetragen) eingerichtet. Im Herkomeranwesen an der Von-Kühlmann-Straße fand das Stadtarchiv 1935 eine Unterkunft. Ab 1970 schlug das Stadtarchiv sein Lager im Dachgeschoss des Lechhauses auf. Das Lechhaus ist der Altbau der Stadtverwaltung an der Lechbrücke.

Im Jahr 1994 bezog das Stadtarchiv sein Domizil im Lechstadel an der Lechstraße. Der Lechstadel ist ein ehemaliges Lagergebäude für Salz. Es wurde 1631 unmittelbar vor dem ersten Einfall der Schweden im Dreißigjährigen Krieg fertiggestellt und blieb auch während des Krieges weitgehend unversehrt. Der Salzhandel hatte eine enorme Bedeutung für Landsberg. So passierten im Jahr 1725 etwa 8.ooo Salzfuhrwerke das Bayertor. Das Salz musste in den insgesamt drei großen Salzstadeln zwischengelagert und zum Verkauf angeboten werden. Die großen Fenster im Erdgeschoss des Lechstadels waren ursprünglich Ladeöffnungen, an deren Rampen die Salzfuhrwerke zum Entladen vorfuhren. Das Erdgeschoß lag etwas erhöht, um das Salz vor ansteigender Nässe und Hochwasser des Lechs einigermaßen zu schützen. Der Eingang des Stadtarchivs an der nördlichen Giebelseite war das einzige Einfahrtstor, durch das Fahrzeuge ebenerdig in das Gebäude einfahren konnten. Der innere Ausbau des Ziegelgebäudes bestand fast vollständig aus Holz. Die Lagerböden durchzogen das ganze Gebäude der Länge nach. Durch große Falltüren transportierte man die schweren Salzscheiben und Säcke über große Seilwinden in den oberen Stock und in den großen Dachraum. Im Jahre1849 löste die Regierung das Landsberger Salzamt auf und verkaufte die Salzmagazine an die Stadt. Der Lechstadel wurde zum städtischen Baustadel umgebaut. Im südlichen Ende des Gebäudes entstanden Wohnungen und eine neue Stadtwaage. 1938/39 erfolgten weitere Umbauten, als die städtische Feuerwehr in den Stadel einzog. Nachdem die Feuerwehr einen Neubau erhielt, wurde das Gebäude von 1990 bis 1992 zu Stadtarchiv und Stadtbücherei umgebaut. Das einst weiträumige Innere wurde durch Treppenhäuser und Trennwände neu unterteilt. Die Kosten für Umbau und Sanierung betrugen damals 10 Millionen DM.

Die Lage im Innenstadtbereich ist zwar gut für ein Stadtarchiv, das Gebäude steht jedoch im extremen Hochwasserbereich des Lechs. Das Stadtarchiv hat keinen eigenen Aufzug und ist nicht barrierefrei für Besucher zugänglich. Das Raumklima ist für ein Stadtarchiv äußerst ungünstig, da die Luft in den Räumen zu feucht ist und über mobile Geräte energieintensiv in Schach gehalten werden muss. Die Salzausblühungen vor allem im Erdgeschoss entstehen durch Eindringen von Wasser in das Mauerwerk. Darin enthaltene Salze (aus den mineralischen Baustoffen wie Mörtel und Ziegel oder eingeschwemmte Salze durch Fäkalien von Mensch und Tier) werden herausgelöst und diffundieren im Lauf der Zeit durch das Mauerwerk. Trocknet das Mauerwerk ab, bleiben die gelösten Salze an der Oberfläche zurück und kristallisieren dort. Beim Kristallisieren vergrößert sich das Volumen und der Verputz wird abgesprengt. Diese Vorgänge können letztlich zu einer Destabilisierung des Mauerwerks führen. Eine mechanische Horizontalabdichtung des Mauerwerks erfolgte vor ca. 15 Jahren durch Einfügen von Edelstahlblechen. Die Probleme sind in einem großen Gutachten zur kulturellen Infrastruktur dem Stadtrat im Jahr 2010 vorgestellt worden. Seit 2019 sind einige Archivbestände in einer Außenstelle ausgelagert. Dort befindet sich auch die Digitalisierungsstelle des Stadtarchivs.