Giebel am Historischen Rathaus

Landsberg 1923-1945

Nach dem Putschversuch 1923 wurde Adolf Hitler am 11. November ins Gefängnis Landsberg eingeliefert. Am 1. April 1924 wurde Hitler in München zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, jedoch begnadigt und am 20. Dezember 1924 entlassen. Während der Haft schrieb er den ersten Teil von “Mein Kampf”.

Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 erreichte die NSDAP in der Stadt Landsberg 44,9 %, die bürgerlich-konservative BVP 29,4 %, die SPD 13,2% der Stimmen. Der 1. rechtskundige Bürgermeister Dr. Ottmar Baur (BVP) wurde zum Rücktritt gezwungen. Auf der Grundlage des Ergebnisses der Reichstagswahl wurde der Stadtrat umgebildet, nach Auflösung von SPD und BVP bestand er ausschließlich aus Nationalsozialisten. Die nunmehr “Ratsherren” genannten Stadträte verfügten nur über beratende und nicht mehr beschließende Funktion. Der neue 1. rechtskundige Bürgermeister Dr. Ernst Schmidhuber, Notarassistent aus Bad Aibling, war ausführendes Organ der zentralen Politik der NSDAP und bekundete zum Amtsantritt, er werde sein Amt „ausschließlich als Nationalsozialist führen“.

In den Jahren 1937-1940 verfolgte die DAG (Dynamit-Actien-Gesellschaft) das Projekt einer Munitionsfabrik im Frauenwald (Iglinger Straße, heute Gewerbepark). Dort sollte Nitrozellulose produzieren werden, ein Zwischenprodukt zur Herstellung von Sprengstoff. Grundstückseigentümer wurden zu Gunsten der Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie enteignet. Baubeginn unter Einsatz von Zwangsarbeitern war etwa März 1939. Die Anlage wurde nicht fertig gestellt.

Die Landsberger jüdischen Familien Fischel, Schleßinger, Weimann, Westheimer und Willstätter wurden in den Jahren 1938-1940 zur Auswanderung gezwungen.

Für ein Rüstungsprojekt, dessen Oberbauleitung den zynischen Tarnnamen "Ringeltaube" trug, sollten 1944-1945 unter Einsatz von KZ-Häftlingen unterirdische Bunker zur Produktion des Düsenjägers Me 262 gebaut werden. Von den bis zu 23.500 Häftlingen in den Lagern um Landsberg und Kaufering starben hier über 6.500 Menschen. Inklusive der Opfer der Todesmärsche und der Kaufering-Häftlinge, die in anderen Lagern starben (Auschwitz, Leitmeritz, Bergen-Belsen u. a.), sind es bis zu 12.000 Opfer. Nähere Informationen zum KZ-Außenlagerkomplex Landsberg-Kaufering finden Sie hier: https://www.landsberg-kaufering-erinnern.de/

 

Die USC Shoah Foundation. The Institute for Visual History and Education

Während der Dreharbeiten zu "Schindlers Liste" im polnischen Krakau äußerten Überlebende den Wunsch, vor der Kamera über ihre Erinnerungen zu berichten. Angeregt dadurch initiierte der Regisseur Steven Spielberg ein Projekt zur Dokumentation von Zeitzeugenberichten des Holocaust. Dazu rief er im Jahre 1994 die gemeinnützige Organisation "Survivors of the Shoah Visual History Foundation" (Shoah Foundation) ins Leben. Diese sollte die Schilderungen der Überlebenden auf Video aufnehmen, um sie nachfolgenden Generationen als Unterrichts- und Ausbildungsmaterial zugänglich zu machen. Nähere Informationen und Zeitzeugenschilderungen über die KZ-Lager im Raum Landsberg-Kaufering und das Displaced Persons Camp Landsberg finden Sie hier USC Shoah Foundation • Das Visual History Archive an der Freien Universität Berlin (fu-berlin.de)

Ausführliche Informationen zur Landsberger Zeitgeschichte finden Sie auf der Webseite der Europäischen Holocaustgedenkstätte Stiftung e. V. http://www.landsberger-zeitgeschichte.de

Das Stadtarchiv sammelt neben dem Schriftgut aus der Stadtverwaltung auch Literatur über Landsberg und Zeugnisse aus der Geschichte Landsbergs aus privater Hand. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn Sie uns Briefe, Fotos oder andere Unterlagen mit Landsberger Bezug überlassen möchten.