Die Hausnummern in der Landsberger Altstadt
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum es in den Gassen der Altstadt dreistellige Hausnummern gibt?
Das liegt daran, dass die Hausnummerierung unabhängig von den heutigen Straßenbezeichnungen von Nr. 1 (Hauptplatz) bis 496 a (Hofgraben) verläuft. Nebennummern mit a, b, c oder ½, 1/3 und ¼ entstanden bei Teilungen oder zusätzlichen Bebauungen.
Diese Nummerierung geht aber nicht – wie man manchmal hört - auf Napoleon zurück. Eine Hausnummerierung ist in einer Beschreibung von 1762[1] erstmals schriftlich nachweisbar. Die bis heute gültige Zählung wurde 1790 festgelegt.[2]
[1] Hauptbeschreibung 1762
[2] Winkelmayer, S. 36
Bis zur Einführung dieser Häuserzählung verwendete man seit dem Mittelalter zunächst nur Hausnamen, die auf Besitzer oder Funktion des Gebäudes zurückzuführen waren.
Die Zählung beginnt im ersten Stadtviertel, das bis zum 13. Jahrhundert entstand: rund um den Hauptplatz innerhalb der ältesten Stadtmauer. Im 14. Jahrhundert erweiterte man die Bebauung um Klösterl/Seelberg sowie Spitalquartier/Alte Bergstraße und im 14. und 15. Jahrhundert um das Gebiet vor der Salzgasse.
Die Vorstädte Katharinenvorstadt, Spötting, Sandauer Vorstadt, Bayervorstadt waren bis 1926 mit einer eigenen Vorstadt-Zählung durchnumeriert (Nr. 1-180). Dann wurden zum Teil Straßenbezeichnungen geändert oder neu eingeführt und die Häuser nach Straßen neu durchnumeriert, wobei allerdings die Gebäude der Sandauer Straße und der Lechstraße anschließend zur Altstadt gezählt wurden. So trug zum Beispiel der Lechstadel in der Lechstraße vorher die Nr. 55/Vorstadt und führt seither die Nr. 132 ½.[1]
[1] Adressbuch 1926; Umnummerierung 1926
Quellen
Stadtarchiv Landsberg Stickhl 1064: Hauptbeschreibung 1762
Stadtarchiv Landsberg Feldigl 9129: Hausnummern-Verzeichnis (Darin: Umnummerierung der Vorstädte in Landsberg, Konkordanzliste des Stadtbauamtes), 10.01.1926
Stadtarchiv Landsberg Lit 2487: Adreß- und Geschäfts-Handbuch für Stadt und Bezirk Landsberg a. Lech. Herausgegeben vom Stadtrat Landsberg a. L., 1926
Literatur
Johann Georg Arnold, Verwaltungsbericht der Stadt Landsberg am Lech, München 1889
Dagmar Dietrich, Stadt Landsberg am Lech, Bd. 1 und Bd. 3, München 1995-1996
Pankraz Fried: Die Anfänge der Stadt Landsberg am Lech. Ein Beitrag zur Frühgeschichte der bayerischen Stadt. In: Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in München, Bd. 53, 1968
Klaus Münzer, Landsberg und seine Gassen, in: Landsberger Geschichtsblätter 2000/2001, S. 38 ff.
Paul Winkelmayer, Landsberger Hausbesitzer um 1790. In: LG 1923, S. 36 ff.
Text: Elke Müller