Kooperation zwischen Ghetto Fighters`House Museum und Landsberg ist besiegelt
Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher, historischer und pädagogischer Ebene – Liberation Concert als erstes gemeinsames Projekt
Landsberg am Lech. Die Stadt Landsberg am Lech wird künftig mit einer der bedeutendsten Einrichtungen der Erinnerungskultur in Israel kooperieren, mit dem Ghetto Fighters´ House Museum. Ein entsprechendes Memorandum unterzeichneten Landsbergs Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl und Museumsdirektor Yigal Cohen im Rahmen der Stadtratssitzung am Mittwoch Abend. Die Unterzeichnung des Memorandums zusammen mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Landsberg am Lech stellten einen der Höhepunkte des einwöchigen Aufenthalts einer Delegation des Museums auf Einladung der Stadt Landsberg dar.
Die Zusammenarbeit soll sich insbesondere auf die Durchführung gemeinsamer Bildungsmaßnahmen und Kulturprojekte, auf den Austausch im Bereich der Erinnerungsarbeit sowie spezielle Projekte von gemeinsamen Interesse auf historischer, wissenschaftlicher und pädagogischer Ebene erstrecken. Als erstes konkretes Projekt wollen die Verantwortlichen des Ghetto Fighters House Museum das Liberation Concert nach Israel holen.
„Unsere Stadt soll ein Ort sein, an dem Erinnerungsarbeit nicht nur die Vergangenheit würdigt, sondern in die Zukunft gerichtet ist. Unsere Jugendlichen sollen verstehen, was geschehen ist, damit sie Werte wie Menschlichkeit und Toleranz kennen und bewahren können. Hierzu kann die Kooperation einen wesentlichen Beitrag leisten“, sagte Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl, „durch Bildung, Kultur und Dialog möchten wir die Grundlagen für eine tolerante, friedfertige und gerechte Gesellschaft legen sowie für ein verständnisvolles Miteinander.“ Das Stadtmuseum Landsberg, dessen Ausstellung gerade neu konzipiert wird, könnte ein zentraler Ort dieser Form von Erinnerungsarbeit werden.
Im Rahmen der Stadtratssitzung gab die Delegation aus Israel Einblicke in die Arbeit des Museums als einer „school for studying human spirit“. Die drei Aspekte „Education, Art und Erinnerung“ gehen hierbei eine ganz besondere Verbindung ein, die gerade Jugendliche und junge Erwachsene besonders ansprechen kann. Zeitzeugen-Nachfahrin Dr. Hanna Rosenbaum fasste es zwei eindrücklichen Worten zusammen, die lange im Gedächtnis haften blieben: „hope and revival“.
Das Ghetto Fighters´ House Museum ist eng mit der Stadt Landsberg am Lech verbunden. In Landsberg bestand nach dem Zweiten Weltkrieg ein großes Lager für jüdische Displaced Persons (DP) und ein Kibbuz. Es nannte sich „Lohamei HaGeta`ot“ und erinnerte mit diesem Namen an den Aufstand im Warschauer Ghetto 1943. Der spätere israelische Ministerpräsident David Ben-Gurion warb in Landsberg für seine Idee eines israelischen Staats. Seit Jahren arbeiten der Verein Liberation Concert e.V. unter dem Vorsitz von Karla Schönebeck und die Stadt Landsberg daran, die besondere Geschichte des Orchesters überlebender Musiker des Holocaust, das ein Jahr im Landsberger DP-Camp lebte, zu vermitteln und deren Wirkung für eine zukunftsgerichtete Erinnerungsarbeit deutlich zu machen. Hierzu stellt die künftige Kooperation mit dem israelischen Ghetto Fighters House Museum einen wesentlichen Baustein dar.
Während ihres Aufenthalts in Landsberg besuchten die Mitglieder der Delegation historische Orte wie das ehemalige DP-Lager, den Kratzer Keller und die Welfenkaserne. Bayerns Antisemitismusbeauftragter Dr. Ludwig Spaenle unterstützt die Kooperation zwischen Landsberg am Lech und dem Ghetto Fighters Museum: Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz in seinen Münchener Räumlichkeiten mit den Verantwortlichen aus Landsberg und Israel hob Spaenle den Vorbildcharakter dieser einzigartigen Kooperation hervor.