Auftakt gemeinsamer Erinnerungsarbeit
Der Direktor des Ghetto Fighters` House Museum in Israel, Yigal Cohen, besucht mit seinem Leitungsteam vom 22. bis 26. Juli 2024 Landsberg am Lech. Er folgt damit einer Einladung der Stadt, die seit über einem Jahr dem Ghetto Fighters` House Museum als dem ältesten Holocaust Museum der Welt freundschaftlich verbunden ist. Höhepunkt des Besuchs wird die Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung für eine künftige Kooperation sein. Damit kooperiert eine der bedeutendsten Institutionen der Erinnerungskultur in Israel mit der Stadt Landsberg am Lech. Die Zusammenarbeit soll sich insbesondere auf die Durchführung gemeinsamer Bildungsmaßnahmen und Kulturprojekte, auf den Austausch im Bereich der Erinnerungsarbeit sowie spezielle Projekte von gemeinsamem Interesse auf historischer, wissenschaftlicher und pädagogischer Ebene erstrecken.
Gegenseitiges Versprechen der Zusammengehörigkeit
„In Anbetracht der besonderen Beziehungen zwischen dem Museum des Ghetto Fighters’ House und der Stadt Landsberg am Lech,“ erklärt Landsbergs Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl, „drücken wir ein gegenseitiges Versprechen der Zusammengehörigkeit aus, indem wir uns mit der Vergangenheit auseinandersetzen und die Erinnerung wachhalten.“ Ziel der Kooperation sei es, so Baumgartl weiter, „eine konkrete Grundlage zu schaffen, um gemeinsam eine friedliche und bessere Zukunft zu gestalten.“
Neben der Unterzeichnung des Memorandums steht der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Landsberg am Lech auf dem Programm, eine Präsentation des Ghetto Fighters` House im Rahmen der Stadtratssitzung am 24. Juli 2024, der Besuch authentischer Erinnerungsorte wie der Welfenkaserne, ein Empfang im israelischen Generalkonsulat, eine Besichtigung der KZ-Gedenkstätte Dachau sowie ein Austausch mit dem Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, in München. Dort wird, Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl zusammen mit Yigal Cohen auf Einladung von Dr. Ludwig Spaenle, dem Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, eine gemeinsame Pressekonferenz geben.
Der Hintergrund der geplanten Zusammenarbeit liegt über 80 Jahre zurück: Als ab Juli 1945 am Rande des Lagers für Displaced Persons (DPs) in Landsberg, im Kratzer Keller, der Kibbuz Lohamei Hagetaot, das Ghetto Fighters` House (GFH), von Überlebenden des Holocaust für Kinder und Jugendliche gegründet wurde, legten sie ein bis in die Gegenwart geltendes Bekenntnis ab. Es war geprägt vom Willen auf ein selbstbestimmtes Leben in einem eigenen Staat, in Eretz Israel. Aus Asche entstand neues Leben. Die Bürde des erlebten Leids, des Terrors und der Vernichtung, ließ sie nicht verzweifeln, sondern verlieh ihnen als Gemeinschaft eine außergewöhnliche Stärke und Kraft. Es waren auch Landsberger DPs, die in West-Galiläa, im Norden Israels, an der Neugründung des dortigen Kibbuz Lohamei Hagetaot beteiligt waren.
Zur Bedeutung des GFH und seiner ehemaligen Heimstadt, den Landsberger Kratzer Keller, erklärt Abba Noar, ehemaliger Kaufering-Überlebender und heute Vizepräsident des Internationalen Dachau Komitees: „Ich würde mir wünschen, dass die Bedeutung und die Geschichte dieses Kibbuz in Landsberg, der den Staat Israel vorwegnahm, in die deutsche Erinnerungsarbeit aufgenommen würden…“ Es war auch Naor, der im Rahmen einer Schülerprojektarbeit mit dem Förderverein Liberation Concert, Landsberg, die Journalistin Karla Schönebeck auf die Geschichte dieses außergewöhnlichen Kibbuz aufmerksam gemacht hatte. Im Februar 2024 war sie nach Israel gereist, um den Besuch des Direktoriums des Ghetto Fighters´ House vorzubereiten. Dort hatte sie auch ehemalige Landsberger DPs und deren Nachfahren getroffen – unter ihnen auch Dr. Hanna Rosenbaum, die ebenfalls an den Lech kommen wird.