Lechwehr

Jubiläum

Zehn Jahre Fairtrade-Schule am DZG – das musste gefeiert werden. So organisierte Hermann Pacher, der Initiator der Fairtrade-Aktivitäten, am 19. und 20. Mai ein vielseitiges Programm: Für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 11 gab es informative und kreative Angebote, am Vorabend waren auch externe Schulpartner und weitere Interessierte eingeladen.

„Den Menschen hinter dem Produkt ein Gesicht geben“ – mit diesen Worten beschrieb Schulleiterin Mechthild Wand den Impuls, der zur Bewerbung als Fairtrade-Schule führte. Es ging nie nur um die Auszeichnung, sondern darum, Verantwortung zu übernehmen und Bewusstsein zu schaffen. Das Leitmotiv lautete von Anfang an: „Jeder kann etwas bewirken.“ Auch kleine Schritte können Veränderungen anstoßen. Fairer Handel wurde am DZG nicht abstrakt behandelt, sondern als konkrete Möglichkeit verstanden, aktiv mitzugestalten. Ein W-Seminar beschäftigte sich mit den theoretischen Grundlagen des Fairen Handels und ein P-Seminar entwickelte die Idee konzeptionell weiter. Es folgten feste Strukturen wie die Gründung einer Fairtrade-AG und einer Schülerfirma, die fair gehandelte Produkte unter einem eigenen Label vertreibt. Fairtrade wurde damit gelebte Praxis.

Zu den erfolgreichsten Projekten zählt die Landsberg-Schokolade, deren Verpackungen im Kunstunterricht unter der Leitung von Stephanie Kaltenecker entstanden. Über 100 000 verkaufte Tafeln sprechen für den großen Erfolg dieser Verbindung aus kreativem Unterricht und nachhaltigem Wirtschaften. Auch der Stadtführer „Fairlaufen“, der faire Einkaufsmöglichkeiten in Landsberg aufzeigt, ist ein echtes Vorzeigeprojekt. Während anfangs nur 15 Geschäfte beteiligt waren, umfasst die neue Auflage bereits rund 40 - ein deutliches Zeichen für das wachsende Bewusstsein in der Stadt. Die Schülerfirma des DZG trug wesentlich zur Umsetzung des Fairtrade-Gedankens bei – mit dem Import und Verkauf von fair gehandeltem Kaffee aus Mexiko und Cashewkernen aus dem Partnerlandkreis Newala in Tansania. Die Produkte wurden in DZG-Verpackungen angeboten und über den REWE-Markt Lischka verkauft – ein gelungenes Beispiel für gelebte globale Partnerschaft auf lokaler Ebene.

Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl würdigte in ihrer Rede das DZG als eine Schule, die auf beeindruckende Weise zeige, „was abstrakte Begriffe wie Nachhaltigkeit oder globales Lernen in der Praxis bedeuten können“. Die vielfältigen Aktivitäten hätten diese Konzepte sichtbar und greifbar gemacht. Viele kleine Schritte hätten eine spürbare und nachhaltige Wirkung entfaltet.
Besonders hervorgehoben wurde das Engagement von Lina Rößner, der langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Schülerfirma. Für ihren außergewöhnlichen Einsatz wurde sie durch die Stadt Landsberg am Lech mit einer Urkunde und einem 100-Euro-Gutschein ausgezeichnet – eine persönliche Anerkennung für ihren Beitrag zur Fairtrade-Arbeit am DZG.

In seinem Vortrag berichtete Benjamin Pütter von den fast hundert Reisen nach Indien, in denen er bereits über 800 Kinder aus sklavenähnlichen Verhältnissen befreit hat, beispielsweise aus Steinbrüchen oder Teppichknüpfereien. „Kinder sind billiger und lassen sich besser ausbeuten“, so beschreibt er einen der Hauptgründe für die massive Kinderarbeit in Indien – neben Armut und dem tief verwurzelten Kastensystem. Pütter rettet die Kinder nicht nur aus der Ausbeutung – er schafft mit lokalen Behörden Schulzentren, in denen sie sicher sind, lernen, sich erholen und eine Zukunftsperspektive entwickeln können. Und hier kommen wir ins Spiel: Jeder von uns kann einen Beitrag leisten – durch bewussten Konsum, Aufklärungsarbeit, Spenden oder politisches Engagement. Wichtig ist ein Wandel im Denken: Nicht nur „man könnte etwas tun“, sondern „wir tun etwas“! Bei den Zuhörern hinterließ der Vortrag nicht nur Staunen und Betroffenheit, sondern weckte auch den Wunsch, selbst aktiv zu werden und Verantwortung für eine gerechtere Welt zu übernehmen.

Zum Abschluss stand jeweils der Höhepunkt der Veranstaltungen an: das Konzert der indischen Musikgruppe „Maharaj-Trio“. Die Musiker stammen aus einer angesehenen Musikerfamilie in Varanasi im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh. In ihrer Heimat sind sie Superstars und haben schon ein Konzert vor der unvorstellbaren Zahl von 40 Millionen Menschen gespielt. Bei ihrem Auftritt entführten sie das Publikum in eine Klangwelt, die für viele ungewohnt, aber zutiefst faszinierend war. Mit melodischen Improvisationen brachten sie unterschiedliche Stimmungen des Lebens zum Ausdruck. Rund 90 Prozent der Aufführung bestand aus Improvisation, wodurch jedes Konzert zu einem einmaligen Ereignis wurde. Die Musiker verstanden es, durch ihre lebendige und dynamische Interaktion mit dem Publikum eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Begleitende Erklärungen halfen, die tief verwurzelte Musikkultur und die Feinheiten der dargebotenen Stücke auch für ein deutsches Publikum greifbarer zu machen. So wurde der Abend nicht nur zu einem kulturellen, sondern auch zu einem musikalischen Brückenschlag zwischen Indien und Deutschland.

Text: Das Presse-Team des DZG